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Neuerscheinung – Band 2 der Korrespondenz Charles de Villers’

Im Mai 2024 erschien in Frankreich beim Verlag Honoré Champion in der Sammlung „Bibliothèque des Correspondances“ der zweite Band der Korrespondenz Charles de Villers’, herausgegeben von Monique Bernard und Nicolas Brucker unter dem Titel Du public à l’intime. Charles de Villers (1765–1815) ist eine in Göttingen bekannte Figur des beginnenden XIX. Jahrhunderts, der sich als Lebensaufgabe gestellt hatte, Deutschland seinen französischen Landsleuten vorzustellen. In einer politisch bewegten Zeit trat er energisch für die Wissenschaft und die deutsche Kultur ein, insbesondere für die Universität Göttingen durch seine Schrift von 1808 Coup d’œil sur les universités (Kurzer Blick auf die Universitäten), die der Georgia Augusta die Schließung durch die französischen Besatzungsmächte ersparte.

Auch wenn die meisten Briefe an Villers aus seinem Nachlass in Hamburg stammen, haben die Herausgeber viele in anderen Bibliotheken und Archiven in Deutschland und Frankreich aufgespürt, insbesondere die Briefe von Villers selbst, darunter einige aus dem Göttinger Universitätsarchiv. Ein Kapitel ihres Bands haben die Herausgeber den Göttinger Professoren – seinen Kollegen in den letzten vier Jahren seines Lebens – gewidmet (Blumenbach, Bouterwek, Eichhorn, Heeren sind dabei gut vertreten).

Die Korrespondenz Villers’ mit den französischen Besatzungsmächten (Bernadotte, Daru), sowie seinen einflußreichen Freunden in Frankreich (u.a. Montalivet, Fanny de Beauharnais) zeugen von seinem Einsatz für die Autonomie Deutschlands und für seine Werte.

Unter den intimen Briefen befindet sich zum Schluß ein unbekannter und besonders rührender Brief von Dorothea Rodde-Schlözer, den sie in Erinnerung an Villers, ein Jahr nach seinem Tod, an ihre Trierer Freunde schrieb.

Dieser Band dürfte die Neugierde der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wecken, die sich mit dieser wichtigen und jedoch etwas vergessenen Person aus dem Göttinger Leben befassen möchten. Villers wurde 1800 zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1805 Doktor honoris causa der Universität, 1808 ordentliches Mitglied der Akademie, 1811 bekam er einen Ruf als Professor für Philosophie nach Göttingen und damit auch die Betreuung der Korrespondenz der Akademie der Wissenschaften, um Christian Gottlob Heyne zu entlasten. Leider wurde er nach der Vertreibung der französischen Besatzung mit König Jérôme von Westfalen auch seiner Stelle enthoben. Dieser verkannte Mittler zwischen der deutschen und französischen Kultur starb kurz nach seiner Rehabilitierung – aus Kummer sagte man – und wurde auf dem Albani-Friedhof begraben.

Über die Herausgebenden

Dr. Monique Bernard war lange Zeit als Lektorin für französische Sprache am Seminar für Romanische Philologie der Universität Göttingen tätig. Sie hat über Villers promoviert und 2016 seine Biografie geschrieben, die mit dem Literaturpreis der nationalen Akademie von Metz ausgezeichnet wurde.

Dr. Nicolas Brucker ist Professor für französische Literatur an der Universität de Lorraine in Metz. Zusammen mit Dr. Franziska Meier, Professorin für französische Literatur in Göttingen, hat er das internationale Kolloquium über Charles de Villers 2015 in Metz organisiert und anschließend die Beiträge des Kolloquiums unter dem Titel Un homme, deux cultures (Ein Mann, zwei Kulturen, Classiques Garnier 2019) veröffentlicht. Zusammen mit Monique Bernard konzipierte er aus diesem Anlass eine zweisprachige Ausstellung über Charles de Villers, die in beiden Ländern, auch in der Universitätsbibliothek Göttingen, gezeigt wurde. Sie haben gemeinsam 2020 den ersten Band der Korrespondenz ebenfalls beim Verlag Honoré Champion herausgegeben, unter dem Titel La médiation faite œuvre.


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Monique Bernard (8. Juli 2024). Neuerscheinung – Band 2 der Korrespondenz Charles de Villers’. Selten und Bemerkenswert . Abgerufen am 10. November 2024 von https://doi.org/10.58079/11ynb


Monique Bernard

Dr. Monique Bernard war lange Zeit als Lektorin für französische Sprache am Seminar für Romanische Philologie der Universität Göttingen tätig. Sie widmete Charles de Villers zahlreiche Arbeiten, darunter eine 1976 verteidigte Dissertation und eine Biografie mit dem Titel Charles de Villers. Von Boulay nach Göttingen. Itinéraire d'un médiateur franco-allemand (2016–2018).

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